Die Linien einer Handzeichnung werden mit einem Bohrer in einen entsprechenden Träger, sei es Papier oder eine Wand, als Folge von Punkten übertragen. Zu sehen sind nur die punktuellen Löcher, jedoch verbindet das Auge diese Punkte zu Linien und diese zu einer Zeichnung.
Insofern es etwas sieht, was nicht da ist, übersieht es das, was da ist, nämlich die Beschaffenheit der Löcher als Verletzungen und Durchbrüche. Fokussiert sich das Auge andererseits auf die Löcher als brutale Eingriffe in das makellos weiße Papier oder die glatte Wand, verliert es die Zeichnung aus dem Blick. Es ist schwierig, beides gleichzeitig zu sehen: das Gemachte (die Bohrung) und das nur Imaginierte (die Zeichnung). In der Differenz zwischen Gedachtem und Gemachtem stellt sich der Bildeindruck her.
Die Löcher sind nicht immer gleichmäßig gesetzt. Hinsberg arbeitet sowohl mit verschiedenen Durchmessern der Löcher, die der unterschiedlichen Strichbreite entsprechen, als auch mit unterschiedlichen Verdichtungen in der Übertragung von helleren und dunkleren Linien. Auch die gegensätzlichen Ausprägungen von Vorder- und Rückseite des Papiers kommen zum Tragen, indem die Papiere während des Vorgangs gewendet werden, so dass sich in die Zeichnungen eine zeitliche und räumliche Abfolge einschreibt. In dieser Werkgruppe wird das Bohren zum zeichnenden Verfahren, welches sich nicht auf-, sondern (durch und durch) einzeichnet. Es setzt Markierungen, die gleichzeitig Leerstellen sind – das Bild erhält durch diese Löcher Einlass. Hinsberg erinnert in diesem Zusammenhang an die archaische Vorstellung von den Sternen als Löcher im Himmelszelt.
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