Ein Bild versteht der niederländische Maler Robert Zandvliet immer als Analyse seines jeweiligen Themas. Übergeordnet reflektiert er die Frage, was Malerei ist und wie sie funktioniert. Dabei leiten ihn Fragestellungen zu Farbe, Komposition, kunsthistorischer Referenz, Rezeption und Bildwirkung.
Er zählt damit zu den Künstlern, die mit ihrem konzeptionellen Ansatz die Malerei um ihrer Selbst willen in das Zentrum ihrer Arbeit stellen.
Oft beschäftigt sich Zandvliet über mehrere Jahre mit dem gleichen Thema, das er einem Forscher gleich untersucht. Bisher hat er sich unter anderem in der Serie „Stage of being“ mit der menschlichen Figur, in der Serie „Kruzifix“ mit der Kreuzigungsdarstellung und in der Serie „Stones“ mit Steinen auseinandergesetzt. Landschaften bilden als dauerhafter Schwerpunkt eine Ausnahme.
Die Titel der Werkserien wecken Assoziationen zu konkreten Darstellungen und Inhalten. Trotzdem interessiert ihn nicht die Wiedergabe der damit verbunden Erscheinungsformen oder Erzählungen. In seinen Bildern hat sich das Motiv von seiner Tradition oder typischen Erscheinung gelöst. Es bildet jetzt den Anlass für zahlreiche Untersuchungen zu Gestaltungsmöglichkeiten und Wirkung. Damit reflektiert der Maler die Tätigkeit des Malens als gestaltendem Akt und befragt sich als Künstler: Was ist der eigentliche Wesenskern seines Bildgegenstandes, entspricht dessen Erscheinung diesem Wesenskern? Im platonischen Sinne forscht Zandvliet der „Idee“ seines Motivs nach. Idealerweise findet er durch diesen Prozess ein grundlegendes Prinzip, dass er als typisch für das bearbeitete Thema begreift.
Weiter gefasst steht Robert Zandvliet in der Tradition der Malerei der florentinischen Renaissance. Zwar weder was Gestaltungsideale und Stilistiken angeht, aber doch in der Grundidee, dass Zeichnen, Malen und künstlerische Produktion ein Teil eines wissenschaftlichen Erkenntnisprozesses seien. Durch künstlerische Umsetzung soll so ein tieferes Verständnis für den Bildgegenstand oder Motiv, für seine innere Verfasstheit erlangt werden. Die malerischen Mittel werden in einem selbstreferentiellen Akt zusätzlich reflektiert.
Ausgehend von der Annahme, dass die Art, wie etwas erscheint, nicht zwingend dessen Idee oder Existenz entspricht, bildet für Zandvliet die Malerei einen Ausgangspunkt um ein Bewusstsein für sein Thema zu erlangen.
Notwendigerweise sind die Motive und Figuren deswegen zwischen Figuration und Abstraktion angelegt. Die Kipppunkte, an denen sich die Waage der einen oder der anderen Seite zuneigt, sind für ihn von Interesse. Die Figur oder der Gegenstand selbst mag dafür den Startpunkt bilden, aber sie verfügen über kein Narrativ mehr.
Dieses Spiel zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit steht als Konzept meist vor Beginn des Gemäldes fest. Obwohl auf der Leinwand oft Gesten, malerische Prozesse und körperliche Bewegungen zu sehen sind, steht der Ausdruck des Malers, im besten Sinne der Expressionismus, nicht im Zentrum. Dafür ist das Konzept bereits vor Beginn zu klar vorformuliert. Die sichtbaren malerischen Strukturen sind vielmehr ein Teil der Untersuchungen zur Leistungsfähigkeit des künstlerischen Prozesses: Was bedeutet das Malen des Motivs? Wie kann sich der Maler dem Bildgegenstand annähern?
Entsprechend offen ist Robert Zandvliet bei der Interpretation seiner Bilder: Ihm ist das Bild sich selbst genug, die Interpretation ist frei.
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