Petra Wunderlich zeigt in ihren Schwarz-Weiß Fotografien sakrale Architekturen wie christliche Kirchenfassaden, Synagogen sowie die Orte, an denen deren Baumaterialien abgetragen werden: Steinbrüche. Für ihre fotografischen Werkserien wählt die Künstlerin das Querformat und bildet die ausgewählten Bauten aus der Zentralperspektive ausschnitthaft ab.
Durch die auf Minimalismus angelehnte Bildästhetik scheint Petra Wunderlich die der Ewigkeit zugeschriebenen Sakralbauten zunächst verschmähen zu wollen. Die analogen Fotografien vermitteln kein Gefühl des Erhabenen. Stattdessen richtet die Fotografin ihre Kamera auf die unaufhaltsame Gentrifizierung der Großstädte und Stadtentwicklung, die als Steinbrüche ganze Krater in die Landschaften schlägt.
Petra Wunderlichs visuelles Vokabular gliedert sich in die Tradition des Neuen Sehens der Düsseldorfer Becher Schule ein, die in den 1970er bis 1990er Jahren die Konzeptfotografie als souveränes Kunstgenre etablierte. Ausgangspunkt ist die formal strenge und unverschönte Komposition der Bildgegenstände und das Interesse für Industriearchitektur. Zu den Schüler*innen gehörten neben Petra Wunderlich auch Andreas Gursky mit seinen digitalen Farbaufnahmen von urbanen Architekturen und Candida Höfer, die sich öffentlichen Innenräumen und ihren architektonischen Strukturen widmet.
Gemeinsamer Ankerpunkt ist der Fokus auf Architektur- und Landschaftsobjekte in ihrem Gefüge, ihren formal-ästhetischen Unterschieden und Gemeinsamkeiten sowie das Streben nach einem fotografischen Archiv. Eine Faszination für die Konservierung der Zeit und der Vergänglichkeit veranlasste Petra Wunderlich dazu, die analoge Fotografie zum Hauptmedium ihrer Kunst zu erklären. Auch der Schulterschluss mit der Konzeptkunst und der Minimal Art wird dergestalt deutlich, dass die Künstlerin bewusst auf Menschen oder andere narrative Details verzichtet. In ihrem Werk, welches in den Sammlungen internationaler Institutionen vertreten ist, richtet sie ihren Blick auf die urbane Landschaft per se als Spiegel der Gesellschaft.
Die Künstlerin fotografiert ihre Bildgegenstände stets im frühen Morgenlicht, von einem erhöhten Standort aus. Dadurch lenkt sie den Fokus ins Zentrum des Bildes, wodurch das Hauptmotiv stechend scharf abbildet wird. Die Fotografien werden auf japanisches Papier mit sehr hohem Silbergehalt gedruckt und verleihen den Arbeiten den Charme der fotografischen Abzüge von Eugène Atget. Diese Ästhetik sowie die ausschnitthafte Perspektive ziehen sich durch das fotografische Gesamtwerk Petra Wunderlichs und verbinden das Motiv mit einer kunst- und architekturhistorischen Ebene.
Während ihres Studiums der Malerei in Paris, wurde Petra Wunderlich von den Arbeiten des französischen Fotografien Eugène Atget aus dem Fin de Siècle inspiriert und entschloss sich anschließend zu einem Fotografiestudium, das sie 1994 an der Düsseldorfer Fotografieschule bei Bernd und Hilla Becher aufnahm. Die Künstlerin arbeitet und lebt in Berlin und New York City.
Mehr
Durch die Nutzung dieser Website akzeptieren Sie automatisch, dass wir Cookies verwenden. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.