Bernhard Prinz setzt sich in seinen künstlerischen Arbeiten dezidiert mit dem Medium der Fotografie und kunsthistorischer Kanonbildung, sowie dem Wechselspiel von indexikalischer Abbildhaftigkeit, fiktiven Inszenierungsstragien und kollektivem, visuellem Gedächtnis auseinander.
Die Grenzen des Fotografischen stetig neu auslotend, verfolgt Prinz dezidiert experimentelle Ansätze des Umgangs mit Fotografie.
Der Status des fotografischen Abbildes in Kunst und Alltag gerät dabei humorvoll und hintersinnig auf den Prüfstand. Indem er beispielsweise Inszenierungen überspitzt, macht Prinz die fiktionalen Anteile innerhalb von Fotografien sichtbar. Der Aspekt der Inszenierung prägt hierbei einerseits die Entstehung seiner Fotografien, wie auch die Präsentation derselben innerhalb von Ausstellungen. In seinen genau komponierten Werken bleibt die Inszenierungsstrategie als solche stets sichtbar und eröffnet dadurch eine Metaebene.
So verhandelt er Fragen nach Möglichkeiten und Grenzen der fotografischen (Re-)Präsentation, deren Assoziationshöfe er durch die Betitelung zudem auf überindividuelle Thematiken und Symboliken ausweitet. Diese Inszenierungsstrategien überkreuzt er weiterhin mit Metaphern oder auch Allegorien, die seine Titel transportieren. Hierdurch eröffnet Prinz in Kombination mit den abgebildeten Realitätsfiktionen neue Assoziationen. Fragen nach Zeitlichkeit, Zuschreibungen, Ikonisierungen und auch Dekodierungsstrategien von Abbildern sind hierbei untrennbar ineinander verwoben und machen die Stärke von Bernhard Prinz’ Bildfindungen aus.
Während Bernhard Prinz zu Beginn seiner künstlerischen Laufbahn zumeist in seinem Atelier inszenierte, verfolgt er seit einiger Zeit zunehmend auch ortsspezifische Ansätze. Oftmals erkundet er dabei Architekturen, Denkmäler oder öffentliche Räume und verfremdet diese auf eine Weise, die ihre historische, soziale und soziopolitische Situiertheit zum Verschwinden bringt. Dekontextualisiert verlieren diese Räume, die sich zumeist in Zwischenstadien des Aufbaus oder Abrisses befinden, ihre spezifische Verortung und dadurch auch eine eindeutige Lesbarkeit.
Die künstlerischen Arbeiten von Bernhard Prinz zelebrieren ein ästhetisches Changieren von Uneindeutigkeit und untersuchen auf diese Weise grundlegende Parameter der Bildhaftigkeit. Wurde das Medium der Fotografie lange Zeit als scheinbar besonders dokumentarisch abbildend aufgefasst, so betont Prinz oftmals die fiktionalen Anteile, die jeder fotografischen Bildfindung per se unterliegen. Mit seinen Arbeiten fokussiert er das spezifische Potential der Perspektivierung und Inszenierung fotografischer Abbildungen.
Dabei kann die Mehrdeutigkeit nicht klar erkennbarer oder entschlüsselbarer Motiviken eine Ungewissheit bei Rezipient*innen hervorrufen, die im besten Fall das Empfinden der vielschichtig zusammenwirkenden Ebenen innerhalb der Arbeiten vertieft. Prinz untersucht dabei nicht zuletzt wahrnehmungspsychologische Mechanismen eines visuellen Gedächtnisses, die seine künstlerische Arbeit zunehmend prägen. Das Zusammenspiel von Form und Inhalt in Einbezug der Farbgestaltung, des Ausschnittes und der Perspektive, sowie Licht- und Schattensetzungen nutzt Prinz gekonnt, um neue Denkräume sensueller Erfahrung zu eröffnen. Seine Bildfindungen transportieren oftmals eine genuine Mehrdeutigkeit in fiktionalem Abstraktionsvermögen, das eine neue Sicht auf die Dinge ermöglicht. Nicht selten stellt er Zuschreibungen und Gewohnheiten der künstlerischen Repräsentation reflektierend in den Raum, indem er Aspekte der ästhetischen Darstellung und Wahrnehmung ironisch überspitzt oder kritisch unterläuft.
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