Eröffnung im Rahmen der Frankfurt Art Experience in Anwesenheit des Künstlers
Freitag, 9. September ab 18 Uhr
Alles über ein Kunstwerk wissen zu wollen ist die größte Wertschätzung all jener seiner Aspekte, die sich im Verborgenen halten. In den Fotografien und Rauminstallationen von Bernhard Prinz scheint einiges unter Oberflächen zu liegen, die die Betrachter*innen nur teilweise durchblicken können. Suggestivität ist ein Thema, das der Arbeit des Künstlers seit den Achtzigerjahren bis heute als inhaltlicher Rahmen dient. Prinz zeigt Menschen, Dinge und Orte; dabei gelingt es ihm immer wieder, nicht nur Fragen an das Gezeigte, sondern auch an die Art und Weise des Zeigens in den Fokus zu nehmen. BEYOND, die dritte Einzelausstellung von Bernhard Prinz in der Galerie Bernhard Knaus Fine Art, versammelt aktuelle Arbeiten des Künstlers.
Horizontale und vertikale Linien durchziehen eine monumentale Wandoberfläche. Man erkennt unterschiedliche Arten von Adern - mal wölbt sich das Material durch sie nach außen, mal sind es Einkerbungen in sein Inneres, die auch als löchrige Ausformungen direkt ins Auge stechen. Diese ornamentalen Kompositionen resultieren einerseits aus dem Entstehungsprozess der einzelnen Betonelemente, aus denen sich die Kletterwand zusammensetzt, und andererseits aus ihrem Nutzungszweck. Offen bleibt, wo die Grenzen zwischen den Spuren menschlicher Aktivität und dem Naturgegebenen verlaufen. Vielmehr fließt in dieser Imitation der Natur beides zusammen, als Lebenslinien in der Materie, als Zeichen der Zeit. Je länger man die Arbeit BEYOND, Ausgangspunkt sowie Namensgeberin dieser Ausstellung, betrachtet, umso mehr Fragen tauchen auf. Was ist eigentlich dargestellt? Wo und wie ist es entstanden? Und sieht man hier überhaupt das Abbild von etwas real Existierendem oder handelt es sich um Fiktion?
Die Assoziationsgeflechte, die rund um die Arbeiten von Bernhard Prinz entstehen, sind eng mit den Werktiteln verwoben. MUT UND WILLE, LAMENTO oder BURKA sind Setzungen des Künstlers, anhand derer die in den Fotografien festgehaltenen Strukturen um eine Bedeutungsebene erweitert werden. Anstatt jedoch als simple Erklärungen zu dienen, liegt es an den Betrachter*innen, diese sprachlichen Komponenten als Angebote zum Dialog mit der jeweiligen Arbeit aufzunehmen und weiterzuführen. Dies trifft auch auf die beiden Porträts ÄON und OHNE TITEL (ABWÄGUNG) zu. Sie verweisen auf frühere Porträtserien von Prinz, in denen der Blick der Dargestellten einen auf ähnliche Weise nicht mehr loslässt. Die hier festgehaltene Spannung zwischen Intimität und kalter Ablehnung, zwischen Authentizität und Attribution fasziniert über alle zeitlichen Grenzen hinweg.
In seinen künstlerischen Arbeiten setzt sich Bernhard Prinz dezidiert mit dem Medium Fotografie und kunsthistorischer Kanonbildung auseinander. Dabei kommt dem Wechselspiel von indexikalischer Abbildhaftigkeit, fiktiven Inszenierungsstrategien und kollektivem visuellem Gedächtnis die zentrale Rolle zu. Während der Künstler viele Jahre seiner Laufbahn im Atelier fotografische Tableaus und Porträts inszenierte, verfolgt er seit einiger Zeit auch ortsspezifische Ansätze. Oftmals erkundet er dabei auf seinen Reisen Architekturen, Mahnmale oder öffentliche Räume und verfremdet diese auf eine Weise, die ihre historische, soziale und soziopolitische Situiertheit zum Verschwinden bringt. Dekontextualisiert verlieren diese Räume, die sich oftmals in Zwischenstadien befinden, ihre spezifische Verortung und dadurch auch eine eindeutige Lesbarkeit. Passend dazu zielt der Künstler vielmehr auf das Aufzeichnen einer Atmosphäre, eines Empfindens ab.
Bernhard Prinz (*1953) lebt und arbeitet in Hamburg. Er nahm an einer Vielzahl von Gruppen- und Einzelausstellungen teil, unter anderem bei der documenta 8 in Kassel, in der Serpentine Gallery in London, in der Wiener Secession, im Museum Folkwang in Essen und in der Pinakothek der Moderne in München. Prinz erhielt neben weiteren Auszeichnungen 1994 das Villa Massimo Scholarship in Rom und 2005 die David-Octavius-Hill-Medaille der Deutschen Fotografischen Akademie in Mannheim, die an herausragende Persönlichkeiten im Bereich der Fotografie verliehen wird. Arbeiten von Bernhard Prinz sind im ZKM Karlsruhe, in der Kunsthalle Hamburg, im Lenbachhaus München sowie in den Sammlungen weiterer namhafter Museen vertreten.
Ausgestellte Werke
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