Ein Pulsieren breitet sich im (Bild-) Raum aus. Fast meint man, die Linien hören zu können. In seinen neuesten Werken verknüpft der irische Künstler Mark Francis (*1962) visuelle Eindrücke mit auditiven Raumerfahrungen. Bernhard Knaus Fine Art präsentiert vom 12. November 2021 bis zum 12. Februar 2022 Francis‘ aktuellste Werke in seiner ersten umfangreichen Einzelausstellung in Deutschland seit zehn Jahren.
„Reverb“, das ist eine akustische Umleitung, ein Nachklang. Als Weiterentwicklung des in seinen früheren Arbeiten behandelten Interesses an mikrobiologischen Strukturen, widmet sich Mark Francis heute einer Visualisierung von Sinneseindrücken, die Parallelen zu Klangmustern aufweist. Zwar hat sich der inhaltliche Fokus seiner Werke in den vergangenen dreißig Jahren von der mikroskopischen auf die makroskopische Ebene verlagert, doch eine allgemeine Faszination für wissenschaftliche Fragestellungen klingt in seiner Formensprache weiterhin an.
In ihr werden klare Linien und Netzwerke scheinbar von größeren Mächten zersetzt. Bewegungen oder Erschütterungen sind fester Bestandteil der in ihrer Größe variierenden Ölgemälde. Doch die ins Wanken geratenen Ordnungen bestehen fort. Ähnlich einem Echo lässt sich lediglich die Ahnung einer Gliederung ausmachen, bevor sie sich weiterbewegt. Die große Konstante in Mark Francis‘ Schaffen bleibt folglich der Prozess – ein Aspekt, der sich insbesondere in seiner Nass-auf-Nass-Arbeitsweise widerspiegelt. So entstehen Werke mit akustisch reizvollen Titeln wie „Trembler“ (2021) oder „Sequential Beat“ (2021), die eine Verbindung zwischen Formen, Farben und Klängen suggerieren und doch nie vollends spezifisch werden.
Vielmehr möchte Mark Francis mit den Betrachterinnen und Betrachtern seiner Arbeiten in den Dialog treten und Unterbewusstes erfahrbar machen. Seinen künstlerischen Prozess bezeichnet Francis als „Mapping“. Den Gemälden und Zeichnungen liegen hypothetische Raster zugrunde, die in ihrer farbigen Erscheinung eigene Klänge produzieren und zu leben beginnen. Konnotationen mit der Darstellung elektronischer Klangsequenzen übersetzt Mark Francis in eine imaginierte Wissenschaft, die sich gleichermaßen aus Ordnung und Chaos, aus Konkretion und Abstraktion oder auch aus digitalen und organischen Momentaufnahmen zusammensetzt.
Die Energien dieser scheinbaren Gegensätze finden in Mark Francis‘ Netzwerken zusammen und synchronisieren sich über auditive Sinneseindrücke. Elektronische Wellen fließen über in den gemalten Pinselstrich, der abhängig von seiner Farbgebung mal wie elektronische Musik und mal wie Punk klingt. Sich einer festen Einordnung entziehend, wollen Mark Francis‘ Arbeiten jedoch in völlig unerwarteten Klangfarben gehört werden. Wie in der Musik geht es vielmehr um individuelle sinnliche Erfahrungen als um die Deutung von Kompositionen, getreu Francis‘ Aussage „the only thing I worry about is knowing too much“.
Mark Francis lebt und arbeitet in London. Er wird von Bernhard Knaus Fine Art, der Galeria Pelaires in Palma de Mallorca, der Kerlin Gallery in Dublin und Luca Tommasi Arte Contemporana in Mailand vertreten. Zuletzt waren seine Werke in Einzelausstellungen in Mailand, Dublin und Helsinki zu sehen. Außerdem sind sie unter anderem Teil der Sammlungen der Tate Gallery in London, des Metropolitan Museum of Art in New York und der Deutschen Bank.
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