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Joaquim Chancho

Joaquim Chancho arbeitet mit einer mathematischen Genauigkeit den Kern seiner Formensprache aus. Durch Rhythmus und Wiederholung von Linien, Farben, Geometrie und den Gebrauch von kalligraphischen Elementen. Seine sequenziellen Werkreihen entstehen in zwei miteinander verbundenen Verfahren: den ins Detail durchkomponierten Gouache Zeichnungen, die wiederum das Fundament seiner gestischen Ölmalereien bilden. Seine Arbeitsweise gibt Aufschluss über sein durchdachtes zeichnerisches und malerisches Vokabular. Die Arbeiten des Künstlers entziehen sich einer konkreten narrativen Lesart, sie wirken rätselhaft und doch entfalten sie durch ihren in sich ruhenden Charakter eine erstaunliche, expressive Wirkung.

Seine Werke tragen eine mathematisch durchkalkulierte Qualität, welche durch ein Ensemble aus vertikalen, horizontalen und diagonalen Linien, die sich miteinander verbinden oder überlappen, zum Ausdruck kommt. Die erzeugten Raster- und Gitterstrukturen sind die Grundbausteine der sequenziellen Geometrie – dem vermeintlich klarsten Begriff von Ordnung – und charakteristisches Merkmal des Gesamtwerkes von Joaquim Chancho.

Der Maler fügt mit einem feinen Pinsel oder Bleistift gestische Striche ein und schafft eine Form der visuellen Schrift. Die Verwendung von saturierten Farben oder von Schwarz und Weiß, verstärken den Effekt von Tiefe in seinen Werken. Seine entwickelte kohärente Maltechnik variiert der Künstler im Klein- und Großformat, mal mit verdichteter Formensprache und exzentrischer Farbigkeit, mal minimalistisch in Grau oder Schwarz.
Angelehnt an Schriftzeichen, entwickelt er in einem Streben nach nonfigurativer Darstellung eine höchst intuitive Malerei, deren Bedeutung sich nicht zu erschließen scheint. Dabei vergibt der Künstler seinen Werken Nummerierungen anstelle von Titeln. Sie verwehren dem*der Betrachtenden dadurch eine konkrete Leserichtung und kommen auf den ersten Blick vielmehr durchnummerierten Dokumenten eines Archivs gleich.

Chanchos Kunst vereint verschiedene Elemente aus der Kunst des Kubismus, des Post-Informel und Post-Minimalismus, welche sich einer Sprache bedient haben, die zwischen Zeichen und Geometrie wechselt. Vergleichbar mit quadratischen Formen, die sich potenzieren können, gibt es auch für den Maler kein fertiges Werk, sondern ist wie das Leben selbst ein ewiger sich wiederholender Zyklus. Mit der Geometrie schafft er den Rahmen, der es ihm ermöglicht, eine sehr persönliche mentale Landkarte aufzubauen mit dem Ziel sich aus jeglichen als zwanghaft empfundenen Regeln der Malerei oder des Schreibens zu befreien.

Die Arbeiten auf Papier (1990er -2000er) bestehen aus dicht aneinander gezeichneten Linien in Winkeln, Raster oder Wellenform, welche die gesamte Fläche des Bildträgers einnehmen. Zu Beginn des Arbeitsprozesses unterteilt der Maler den Bildträger aus japanischem Papier in zwei Achsen, und führt anschließend mit farblichen Linien eine konsequente Bewegung mit dem feinen Pinsel oder Farbstift wiederholt über die gesamte Bildfläche aus. Die zeichnerische Gestik variiert er mal mit dünnen und engen Linien, mal großzügig in wellenförmigen Bewegungen. Die Arbeiten erinnern an Kalligraphie oder Handschriften, welche schwer zu entziffern sind. Wie Pythagoras, der konstatiert, dass die Mathematik und Geometrie Sprachen sind, rekurriert Chancho mit seinen Arbeiten auf den immanenten Ausdruck der Kunst, welcher sprachlich und mathematisch ins Unermessliche kombiniert, abgewandelt und weiterentwickelt werden kann.

Die Ölmalereien des Künstlers (1990er-2000er) fungieren sowohl als Antwort als auch als ein Fortwirken der Zeichnungen. Hat sich der Künstler in seinen Zeichnungen, abgesehen von gelegentlichen Intervallen, an Schwarz, Weiß und Rot gehalten, wirken seine Gemälde wie Farbexplosionen. Die Grundform bildet sich charakteristisch aus horizontalen und vertikalen Linien in kontrastreichen Farben. Zunächst breitet der Künstler mit dem Pinsel eine Farbschicht aus, die von anderen Schichten vollständig verdeckt und anschließend durch die horizontalen und vertikalen Linien übermalt wird und die darunter liegenden Farbschichten vereinzelt freilegt. Es entsteht ein chromatisches Gleichgewicht zwischen der Grundschicht und der Oberfläche. Einige Linien sind kürzer als andere, dichter und zackiger, andere länger gezogen und bestimmen den Effekt, wie weit die Bildoberfläche sich öffnet.
Der Künstler unterscheidet den Akt des Malens und den des Zeichnens anhand des körperlichen/physischen und geistigen/kognitiven Einsatzes, den er leistet.

Joaquim Chancho (*1943) hat an der Escola Superior de Belles Arts Sant Jordi (Schule der Schönen Künste) in Barcelona studiert, wo er für den "Premio a la Pintura Joven" (Preis für junge Maler), nominiert war. Anfangs den Motiven der Architektur und den Landschaften zugewandt, entwickelt der Maler bereits als Studierender eine Formensprache bestehend aus konstruktiven Elementen mit dichten, pigmentierten Pinselstrichen. 1993 schloss er sein Doktoranden Studium an der University of Fine Arts in Barcelona ab und widmet sich fortan der Sprache der Geometrie und der Abstraktion. Der Maler lebt und arbeitet in Barcelona.

Ausgewählte Werke

Painting 328
Painting 328, 2002
Painting 89
Painting 89, 1998
Painting 375
Painting 375, 2002
Painting 302
Painting 302, 2002
Painting 179
Painting 179, 2001
Painting 172
Painting 172, 2000
Painting 154E
Painting 154E, 2000
Painting 155
Painting 155, 2000
Drawing 7
Drawing 7, 2015
Drawing 84
Drawing 84, 2017
Drawing 85
Drawing 85, 2017
Drawing 86
Drawing 86, 2017
Drawing 361-362
Drawing 361-362, 2016
Drawing 9
Drawing 9, 2015
Painting 170
Painting 170, 2000
Desplacaments de la pintura
Desplacaments de la pintura, 2013
Al llindar de la geometria
Al llindar de la geometria, 2011
Prospectiva 1973 - 2003
Prospectiva 1973 - 2003, 2005
Tempo 1995 - 1998
Tempo 1995 - 1998, 1999
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