Formen, die durch die Perfektion ihrer Verläufe oder weich fliessende Farbgebilde auffallen - mal mit verwischt unscharfen, mal hart abgegrenzten Kanten -, kennzeichnen viele der Bilder von Giacomo Santiago Rogado. Es sind bewegt wirkende Farbflächen als eingefrorener Zustand eines "Entwicklungsprozesses". Rogado schafft die Umstände, unter denen solche Verläufe entstehen, in einem Wasserbecken, in das er die Leinwand legt und nach alter klassischer Färbetechnik Salz und Färbemittel einstreut. Rogados Bilder sind weder reiner Zufall noch reine Komposition. Sie entstehen in einem langsamen autopoietischen Prozess, bei dem der Künstler nur den Ausgangspunkt festsetzt. Es sind Spuren eines praktischen Umgangs mit Farbmaterial. Und sie provozieren durch ihre Unbedarftheit.
In seinen jüngsten Arbeiten setzt Rogado diesen freien Formen speerähnliche, klar abgegrenzte, harte Flächen und Linien entgegen. Mit mehreren Ebenen operierend lässt er eine eigenwillige Form der Räumlichkeit entstehen. Oft erscheinen diese hart abgegrenzten, oft auch rechteckigen Formen wie ein abstraktes Repoussoir, als eine vorderste Ebene, hinter der alles andere zurücktritt. Bei näherem Hinsehen zeigen sich malerische Strukturen. Diese sind durch Abtragen entstanden. Radial vom Zentrum ausgehend zieht der Künstler mit dem Pinsel die flächig aufgetragene Farbe ab, so dass sich Kanneluren bilden die allein durch das Spiel von Licht und Schatten einen Strahlenkranz sichtbar werden lassen wie etwa in "Shine".
Mit seinen subtilen Eingriffen verführt Rogado wie ein Zauberer mit seiner Geschicklichkeit, gerade weil seine Handschrift nie sichtbar wird: Malerei als perfekte Projektionsfläche für den an moderner Alchemie interessierten Betrachter, der sich nicht mit Fraktalen oder der Erklärung der Welt durch Computersimulationen begnügt, sondern die Quintessenz oder Transmutation sucht? Die direkte Verwandlung von Farbe in Malerei ist das erklärte Ziel. Giacomo Santiago Rogado wurde 1979 in Luzern geboren, studierte Bildende Kunst an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Luzern und lebt und arbeitet in Berlin. Im Jahre 2007 erhielt er den Eidgenössischen Preis für Kunst, 2009 den Manor Kunstpreis der Zentralschweiz und 2013 wurde er mit dem Anerkennungspreis der Stadt Luzern ausgezeichnet. Zuletzt waren Rogados Arbeiten in einer vielbeachteten Einzelausstellung im Helmhaus Zürich zu sehen.
Ausgestellte Werke
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