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Thomas Weinberger
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Thomas Weinberger
Thomas Weinberger
01.11. - 08.12.2012
Vom 1. November bis zum 8. Dezember 2012 zeigt Bernhard Knaus Fine Art in einer ersten Einzelausstellung Fotoarbeiten des Münchner Künstlers Thomas Weinberger (geb. 1964).

Thomas Weinbergers großformatige Arbeiten erinnern an ungewöhnliche Momente, wie sie sich uns vor Gewittern und deren schnell wechselnden Lichtverhältnissen zeigen; oder Momente kurz vor der Dämmerung, wenn die letzten Sonnenstrahlen flach auf Fassaden treffen und unwirkliche, traumhafte Situationen erzeugen. Jedoch stellt der Betrachter schnell fest, dass es sich hier nicht um reale, vom Fotografen so vorgefundene Situationen handeln kann: Diese vor allem durch das Licht evozierte Stimmung, die in den Fotografien Weinbergers vorherrscht, wurde künstlich erzeugt.
Mit einer klassischen Großformatkamera nimmt der Künstler jeweils mindestens zwei identische Ansichten des Motivs zu unterschiedlichen Tages- bzw. Nachtzeiten analog auf. Die Bilder werden daraufhin digitalisiert und ihre Werte am Computer zu einem Einzelbild mit einander verrechnet. Die analoge Aufnahme dient nur als "Rohmaterial, aus dem ich die endgültige Form des Lichts herausarbeite" (Thomas Weinberger). Die immer vom selben Standpunkt aufgenommenen Bilder fügen sich durch dieses Vorgehen zu einem synthetischen Seherlebnis, in dem sich die Lichtverhältnisse von Tag und Nacht in einem Bild vermischen. Der klar definierte Zeitpunkt jeder einzelnen Aufnahme wird durch diese Verdichtung paradoxerweise aufgelöst. "Diese Vorgehensweise stellt durch ihren perfektionistischen, all-umfassenden Ansatz eine Übertreibung des Wesens der Fotografie dar, der sie letztlich ad absurdum führt, hinsichtlich ihres Anspruchs die Realität abzubilden und sie dadurch von diesem befreit."

Die Möglichkeit der digitalen Bearbeitung hat nicht nur das Verständnis der Fotografie maßgebend verändert, sie hat sie auch von vielen Beschränkungen und Dogmen befreit, wie sie beispielsweise von der "straight photography" formuliert wurden. Licht und Zeit waren vormals unabdingbare Konstituenten des fotografischen Bildes und wurden als Essenz des Mediums entsprechend stilisiert. Heute aber sind sie jenseits von Zeit- und Blendeneinstellung sowie der Belichtung bei der Entwicklung des Abzugs manipulierbar geworden. Damit ist die Fotografie zu einem Medium geworden, das seine Künstlichkeit emphatisch ausstellen kann. Mit der Übersteigerung des Lichtes kommentiert Weinberger deshalb auch die Geschichte des Mediums.
Thomas Weinberger wählt für seine Aufnahmen bevorzugt anonyme städtische Räume oder Industriegebiete, wobei ihn die Übergänge dieser Räume zur Natur interessieren. In allen Aufnahmen lassen sich Versatzstücke der "Natur" finden, seien dies geometrisch angelegt Beete, ein gestutzter Rasen, wucherndes Buschwerk oder vereinzelte Bäume. Der Künstler ist fasziniert von eigenartigen, unbestimmten und unheimlichen Orten. Er zeigt uns menschenleere Orte, die aber klar von Menschen gestaltet und geprägt sind. Seine Motivwahl erfolgt nicht seriell, sondern situativ: Um mehrere Aufnahmen der exakt gleichen Einstellung machen zu können, müssen die Industrieanlagen oder Straßenzüge nachts beleuchtet sein. Die Beleuchtung suggeriert eine besondere Wichtigkeit der Orte. Doch angesichts dieser Nicht-Orte, die vor allem ökonomische und praktische Bedeutung haben, wird die Beleuchtung als Dispositiv der Kontrolle durchschaubar. Dennoch vermitteln Weinbergers Bilder in ihrer aufgeladenen Gespanntheit eine Poesie jenseits dieser faktischen Wirklichkeit.

Seit der ersten Ausstellung im Jahr 2005 ist Thomas Weinberger innerhalb kürzester Zeit international bekannt geworden. So wurden seine Arbeiten bereits im Palais des Beaux Arts in Brüssel (2007), im Australian Centre for Photography in Sydney (2007), im Centre Culturel Calouste Gulbenkian in Paris (2008) und im Centre Pompidou, Paris (2010) gezeigt. Seine Arbeiten sind in zahlreichen internationalen privaten und öffentlichen Sammlungen vertreten.
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