Ingo Meller setzt sich mit den Grundelementen der Malerei auseinander: Leinwand, Farbe, Farbauftrag. Leinwände, deren Form sich an dem Verlauf der Webfäden orientiert, werden als Bildfläche direkt auf die Galeriewände geklebt und so zum Wand-Bild. Die Farbigkeit roher Leinwand und das Fehlen eines Trägers für den traditionellen Bildgrund betonen die Flächigkeit des Bildes und lassen die Malerei besonders plastisch und stofflich erscheinen. Die verwendeten Ölfarben sind gebrauchsfertige Produkte diverser Hersteller, welche für das jeweilige Bild ausgewählt, zusammengestellt und unvermischt zum Einsatz kommen. Meist werden drei oder vier Töne kombiniert, deren Zusammenstellung vor der eigentlichen Arbeit am Bild festgelegt wird. Dabei steht jede aufgetragene Farbe in mehrfacher Relation: zur Farbigkeit der Leinwand, zu den Mitfarben und zu dem sich aus Leinwand und Pinselstrichen ergebenden räumlichen Geflecht. Senkrechte oder waagerechte rasch ausgeführte Pinselstriche setzen die Farbe auf die Leinwand. Die Farbsetzung ist dadurch unwiederholbares Resultat des jeweiligen Augenblicks, das nicht verbessert oder entfernt werden kann. Gestik, Kalkül und Erfahrung sind dabei im Einzelnen unidentifizierbar. Ingo Meller mutet uns zu, zwei Dinge in der Betrachtung seiner Werke auszuhalten: Das Unfertige und gleichzeitig das Vollkommene. Unfertig wirken die Arbeiten, weil es keine abschließende Farbschicht gibt, man sieht den rohen Malgrund und den groben Farbauftrag. Vollkommen sind sie, weil sie in den Augen des Betrachters als Ganzheit, als Bild empfunden werden. Sichtbar entsteht ein Bild, unvollkommen und vollkommen zugleich. Er kann darin schwelgen; aber es ist doch nichts als Leinwand, Farbe, und Farbauftrag, auf die der Betrachter darbend immer wieder zurückgeworfen wird.
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